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Kurzgeschichten & Co

AUS DER Kurzgeschichte "NUR EINE KIPPE", erschienen am 11. November 2022

im Verlesen Podcast

Ich atme den Rauch ein. Die Zigarette schmeckt nach den Küssen, die ich nie wieder bekommen werde. Mit den grauen Rauchschlieren in der Luft zieht Nacht um Nacht vor meinem inneren Auge vorbei. Immer Sie, im Bett, mit der Zigarette in der Hand, aber das Fenster offen, damit die Wohnung nicht nach Rauch riecht. Noch nicht mal da, war sie konsequent."

Am Sonntagabend, direkt nach dem Tatort, fiel Herrn Lämmle auf, dass er seinen Geldbaum nicht mehr zu retten vermochte. Er war vertrocknet, ließ alle Blätter hängen und stand traurig in der Ecke herum. Vielleicht hatte Herr Lämmle ihn lange nicht mehr gegossen, schließlich hatte er sich in letzter Zeit auch nicht gut um sich selbst gekümmert.                                                            

AUS DEM Kurzgeschichtenband „KNAPP DANEBEN“ 2022, Herausgeber Michael Achilles, ISBN: 9783000717352, Kurzgeschichte: „Von toten Hamstern und Geldbäumen“, Seite 146-157

Ich sitze in einem modernen, neuen Café mit meinem nun dritten Kaffee, den ich später nicht bezahlen werde. Ich werde nach der Rechnung fragen, der Kellner, der momentan auch der Besitzer ist, wird kommen, ich werde sagen „das war wirklich schön hier, sie sind noch nicht so lange hier, oder?“. Er wird lächeln, erzählen, dass sie erst seit März hier sind – was ich schon aus der Zeitung weiß – und es ihn sehr freut, dass es mir gefällt.

Ich werde ihn anlächeln und während ich in meiner großen Handtasche herum wühle, werde ich sagen, dass ich ab jetzt öfter vorbei kommen werde. Dann werde ich meinen Geldbeutel heraus holen und flüstern, dass ich ihm gerne noch zwei Euro Trinkgeld geben möchte. Er wird sich höflich bedanken und sich bestätigt fühlen in seinem Traum ein Café zu eröffnen. Schließlich hat sich der ganze Stress gelohnt, wenn es den Kunden gefällt."

AUS DEM Kurzgeschichtenband „Neid“ 2018, Herausgeber Michael Achilles, ISBN: 978-3-00-061336-4 Kurzgeschichte: „Der Kaffee, den ich später nicht bezahlen werde“, Seite 10-22

Es war einmal, doch ist es noch,
seit wir uns selbst bekriegen,
Schwarzer Nebel treibt in den Schlaf,
die sich im Leben wiegen.


Elende wollen und dürfen nicht,
sind Kämpfer um ihr Leben,
Fallende, tagein, tagaus,
als hätt’s sonst nichts gegeben.


Ewiger Schlaf ist rücksichtlos
zu denen, die ziehen müssen,
Schöpfer der Leidenswege
stehen nie vor schallenden Schüssen."

AUS DEM Kurzgeschichtenband „Krieg – Vater aller Dinge“ 2019,

Herausgeber Michael Achilles, ISBN: 978-3-00-064669-0,

Gedicht: „Doch ist es noch“, Seite 112-116

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